Sonntag, 27. April 2008

Langsam aber sicher

Meine Mutter konnte endlich das Spital verlassen. Besser gesagt man hat darauf gedrängt, dass sie das Spital verlässt. Ich war ziemlich erstaunt, war sie doch zuletzt wegen eines "Keimes" unter "Quarantäne".Beim Besuch musste man sich eine Schürze umhängen und Handschuhe anziehen. Selbst eine Reha-Klinik, deren Besuch eigentlich schon geplant war, wollte sie deswegen nicht aufnehmen. Die Ärztin erklärte mir, das diese Keiminfektion für das geschwächten Immunsystem von gewissen Patienten ein Risiko darstellt. Deshalb die Quarantäne. Deshalb keine Aufnahme bei der Reha. Für gesunde sei das kein Problem. So kam meine Mutter sehr geschwächt nach Hause. Selbst die ambulante Betreuung, alles ausgebildete Pflegerinnen, fanden es viel zu früh. Wahrscheinlich eine Kostenfrage, meinten sie. Zu Lasten des Patienten und seiner Gesundheit ? Willkommen in der Realität.... .

Donnerstag, 17. April 2008

Eingeordnet

Man ist immer ein Teil eines grösseren, vielleicht wertvolleren Ganzen. Ob im Beruf oder auch im privaten, man schliesst Kompromisse, macht Abstriche an den eigenen Idealvorstellungen. Angetrieben durch Gefühle und Vernunft schwimmt man im Lebensfluss.
Selten scheinen die Punkte, die einem erlauben den Versuch zu machen, das Ganze zu sehen. Alles was gut war, alles was man bereut, mit genügender Distanz verblasst die Eindringlichkeit dieser Lebenserfahrungen. Wie segensreich ist es, dass mit der Zeit alle vergangene Liebe, Trauer und vielleicht auch Zorn, im besten Fall einen Hauch an Erkenntnis in uns zurücklassen. Doch jedes Glück und jedes Unglück hinterlässt Spuren. Man wird geprägt,ohne es immer zu wollen, oder gar zu steuern. Eigentlich ist man immer auf dem Weg etwas zu werden, was man im jetzt noch nicht ist. Im positiven wie im negativen.

Samstag, 12. April 2008

Industrial Food and Magic ?

Ich trinke Wasser, Zucker, Kohlensäure, Farbstoff, Zuckerkulör, Säurungsmittel E338, Koffein, Aroma.
Ich esse Trutenfleisch, Rinderfett, Nitritpökelsalz, Traubenzucker, Zucker, Antioxydationsmittel E301, Gewürze, Konservierungsstoff E252 (Hülle des Produkts darf nicht aufgegessen werden).
Ruchmehl (Weizen), Wasser, Kochsalz, Hefe, Weizenkleber, Mehlbehandlungsmittel E300, enthält Gluten.
Very lecker !Ob ich mir noch ein Glas Vollmilch, Arabica-Kaffee, Sahne, Zucker, Stabilisator E339, Verdickungsmittel Carrageen, gönnen soll ? Ist doch schliesslich Wochenende, oder ?

Mittwoch, 9. April 2008

Bus - Menschen

Ich nehme oft den öffentlichen Verkehr. Die Verbindungen sind ausreichend gut und der Fahrtpreis, na ja. Gerne betrachte ich, dezent hoffe ich, die anderen Fahrgäste.
Erstaunlich wie viele, Männer und Frauen, kaum sitzen sie auf ihrem Platz nach dem Handy greifen. Bei manchen dürfte es ein Instinkt sein.
Immer wieder sieht man auch Musikliebhaber, mit extra auffälligen Kopfhörer, die scheinbar unansprechbar durch die Scheibe blickend, ihrem Sound lauschen. Je später der Abend, je müder wirken die Gesichter einiger Fahrgäste. Der Blick zur Uhr verrät Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden. Nur schnell nach Hause. Manchmal meine ich, auch der Fahrer drücke das Gaspedal am Abend tiefer nach unten, als am Morgen.
Am schönsten beim Busfahren ist das Aussteigen. Nur noch ein paar Schritte und der Tag hat wirklich ein Ende... .

Dienstag, 8. April 2008

Dämonen

Wer hat nichts zu bereuen, nichts zu vergeben, nichts zu entschuldigen. Wer ist so reinen Gewissens, das der Schein seiner unbesudelten Seele leuchtet, wie ein Kerzenlicht in der Nacht ?
Wer kann seinem Ebenbild im Spiegel auch in der Einsamkeit Wärme entgegenbringen ? Wer ist nicht froh, dass er langsam vergisst, die Erinnerungen abgleiten in die beruhigende Verallgemeinerung warmer, selektiver Wahrnehmung ? Wer spürt nicht ab und zu das Echo verflossener Tränen auf seinem Gesicht ? Wer hat die Gnade ohne seine ganz persönnlichen Dämonen zu leben ?

Sonntag, 6. April 2008

Ehrlich

All zu gerne erwarten wir von unseren Mitmenschen Ehrlichkeit. Fast in einem Akt von absolutem Anspruchsdenken stellt der Mensch Ansprüche, will Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, manchmal Treue. Gross ist dann die Enttäuschung, wenn wir dann betrogen, angelogen oder hintergangen werden. Doch gibt es ehrliche Menschen ? Was ist eine Lüge ?
Politiker sollen zum Beispiel ehrlich sein ? Doch wollen wir die Wahrheit wirklich hören und liegt sie nicht doch "im Auge des Betrachters" ? Darf man von einem Politiker überhaupt verlangen ehrlich zu sein ? Vielleicht in einigen noch zu definierenden Teilbereichen ?
Und wird im Privaten Bereich nicht zum Teil aus Zuneigung gelogen, um Verletzungen zu vermeiden ? Ist die Ehrlichkeit nicht ein fast ritterliches Ideal, dass man anstreben, aber nie erreichen kann ?
Belogen zu werden schmerzt, aber oft tut es die Wahrheit auch.

Samstag, 5. April 2008

Lebensprodukte

In Pampers schreien. Mit Walt Disney lachen.Mit Nike rennen, MTV sehenhören, NZZ lesen.
Bayern München anfeuern, bei MacDonalds essen, bei Weltbild stöbern. Fielmann-Brille auf der Nase, Allianz versichert, Konto bei der UBS.
Meinung aus der Tagesschau, Humor vom Comedy-Channel und Duftwasser von Joop. Cailler gegen die Traurigkeit, Novartis für die Gesundheit, Bioprodukte fürs Gewissen. Porsche für die Träume, TUI für den Sommer.
Wählen für die Enttäuschung, Geld für den Hochmut, Familie für die Seele, Gott für das Ungewisse. Schlafen für das Vergessen. Einen Sony-Wecker für den Morgen, den nächsten... .

Mittwoch, 2. April 2008

Fast-Food Leben

Die Zeit vergeht momentan wie im Fluge. Arbeiten, die Mutter betreuen, kurz in den Fernseher gucken und schlafen.
Meine Mutter wurde heute aus dem Spital entlassen, doch sie macht noch einen schwachen und gebrechlichen Eindruck.
Auch oder gerade in der Schweiz sind Spitalbetten Positionen in einer Betriebsbuchhaltung. So wurde ich freundlich daraufhin gewiesen, dass meine Mutter das Spital verlassen sollte. Die "ambulante" Pflege zu Hause könnte jetzt eingesetzt werden. Schliesslich sei man ein "Akut-Spital". Erwähnenswert dabei ist, dass eine Reha wieder abgesagt wurde, weil meine Mutter für die Reha-Klinik noch " zu krank" ist.
Zwischen E-Mail schreiben, Gespräche führen, denn Bus erwischen, die Rechnungen zahlen, einen Kollegen beruhigen und schnell was essen, nur eine Möglichkeit mehr sich Sorgen zu machen. Das ist es fast unbedeutend, dass der Hamburger der meinen Magen füllt wohl kein Bio-Produkt ist.
Bei all dem schnell gehen, schnell etwas erledigen, kurz mal nachschauen und instinktiv wegsehen wird man langsam aber sicher müde.... .